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Chronische diffuse Schmerzen und funktionelle gastrointestinale Störungen nach traumatischem Stress - Pathophysiologie durch eine polyvagale Sichtweise
Front Med (Lausanne). 2018; 5: 145. Jacek Kolacz and Stephen W. Porges
Der vollständige Originalartikel auf Englisch
Chronische diffuse Schmerzstörungen wie Fibromyalgie und funktionelle gastrointestinale Störungen (FGID) wie das Reizdarmsyndrom stellen eine erhebliche Belastung für die Betroffenen und das medizinische System dar. Trotz ihrer beträchtlichen Auswirkungen ist ihre Pathophysiologie nur unzureichend verstanden. Im Gegensatz zu einem Ansatz, der sich auf die Korrelation zwischen der Herzfrequenzvariabilität (HRV) und einem bestimmten Organ oder Symptom konzentriert, schlagen wir vor, dass eine bio-evolutionäre bedrohungsbedingte autonome Reaktion – wie in der Polyvagal-Theorie beschrieben – als plausible Erklärung dafür dienen könnte, wie die HRV, insbesondere die respiratorische Sinusarrhythmie (RSA), die Pathophysiologie dieser Störungen indiziert. Die Beweise stammen aus: (1) die gut dokumentierte atypische autonome Regulierung des Herzens, die sich bei Fibromyalgie und Reizdarmsyndrom in einer gedämpften RSA widerspiegelt, (2) die neuronale Architektur, die das Herz, die Schmerzbahnen und den Magen-Darm-Trakt integriert, (3) die gemeinsamen körperlichen Komorbiditäten von chronisch diffusen Schmerzen und FGIDs, (4) das erhöhte Risiko für chronisch diffuse Schmerzen und FGIDs nach traumatischem Stress oder Missbrauch (5) und das erhöhte Risiko für chronisch diffuse Schmerzen und FGIDs bei Personen mit Angst- und Panikstörungen. Dieses neue Konzept weist auf eine Pathogenese hin, die in Veränderungen der autonomen Rückkopplungsschleifen zwischen Gehirn und Körper als Reaktion auf evolutionär bedeutsame Bedrohungsreize begründet ist. Es bietet ein integriertes biopsychosoziales Modell für chronisch diffuse Schmerzen und FGIDs und schlägt neue, nicht-pharmakologische Behandlungsstrategien vor.